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Mittelniederdeutsche Grammatik

 

Ausgehend von der "Laut- und Formenlehre der mittelniederdeutschen Schriftsprache in Berlin", die den zweiten Teil ihrer Dissertation bildet, erarbeitete Agathe Lasch ihre "Mittelniederdeutsche Grammatik". Sie erschien 1914 in der Reihe "Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte", hrsg. von Wilhelm Braune im Verlag Max Niemeyer, Halle a. S. Da Agathe Lasch zu dieser Zeit am Bryn-Mawr-College (Pennsylvania) arbeitete, war sie aufgrund der unzureichenden Ausstattung US-amerikanischer Bibliotheken darauf angewiesen, ihre Quellenstudien hauptsächlich während der Sommermonate, die sie auf Heimaturlaub in Deutschland verbrachte, zu bewältigen.


In einer Selbstanzeige in der "Germanisch-Romanischen Monatsschrift" ist zu lesen:

"Das Studium des Mittelniederdeutschen ist trotz seiner weitreichenden Bedeutung für den Germanisten wie für den Historiker und Juristen immer nur von einem begrenzten Kreis gepflegt worden. Die Zahl der Arbeiten aus dem Gebiete der mittelniederdeutschen Grammatik blieb bisher beschränkt gegenüber der regen Tätigkeit in der hochdeutschen Sprachwissenschaft. Die vorliegende Grammatik will, wie die übrigen Grammatiken der Sammlung, zunächst dem Lernenden ein Wegweiser sein. Ein allgemeiner Teil weist einleitend auf prinzipielle Fragen hin (Die mittelniederdeutsche Schriftsprache. Zur Orthographie. Dialektgruppen.). Mangels einer gesicherten altniederdeutschen Grundlage geht die Lautlehre vom mittelniederdeutschen Schriftbild aus. Sie berücksichtigt, so weit möglich, überall die chronologische Entwicklung und dialektische Gruppierungen der Lauterscheinungen. Hoffentlich regt das Buch zu weiteren mittelniederdeutschen Studien an." – GRM 6 (1914), S. 596f.

Da die 1882 erschienene mittelniederdeutsche Grammatik von Lübben längst nicht mehr den modernen Anforderungen an eine wissenschaftliche Grammatik entsprach, war Agathe Laschs Buch in der Fachwelt mit Spannung erwartet worden und wurde nach seinem Erscheinen mit großer Begeisterung aufgenommen. Stellvertretend dafür sei aus folgenden Rezensionen zitiert:

"Unter allen altgermanischen und altdeutschen Sprach- und Dialekttypen war das Mittelniederdeutsche bisher grammatisch am übelsten versorgt, und daß dieser Not nun mit einem Male abgeholfen ist, das möchte ich laut und freudig gerade den Arbeitern auf dem Gebiete der hansischen Urkundenforschung verkünden, die unter diesem Mangel oft genug gelitten haben. Jeder einzelne von ihnen hat sich mühsam selbst in die Sprache seiner Quellen hineinarbeiten müssen; jetzt werden die Anfänger einen Führer – oder vielmehr eine Führerin haben, und auch die Vorgeschrittenen werden die 'Mittelniederdeutsche Grammatik' von Lübben (1882), die sie so oft enttäuscht hat, gern zum alten Eisen legen: es war niemals ein brauchbares, geschweige denn ein gutes Buch, denn August Lübben, der sich um die niederdeutsche Sprachwissenschaft als Herausgeber und Lexikograph große Verdienste erworben hat, war als Grammatiker rückständig und hat das Ding durchaus am falschen Ende angegriffen. […] Fräulein Dr. Lasch, die sich durch eine vortreffliche Arbeit über die 'Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts' 1910 in die Wissenschaft eingeführt hat, ist sich über die eigenartigen Schwierigkeiten ihrer Aufgabe von vornherein klar gewesen und hat resolut auf den Pfad verzichtet, den ihr die meisten Vorgänger in der Sammlung der 'Kurzen Grammatiken' zu weisen schienen. Gerade dadurch aber wird ihr Buch um so brauchbarer für die Urkundenforscher und Rechtshistoriker, daß sie nicht ihren Ausgangspunkt von einem älteren Sprachzustand nimmt oder die Darstellung gar, wie das beim Mittelhochdeutschen geschehen mag, nach den Reimen der Dichter gestaltet, sondern sich mitten hineinstellt in die Kanzleisprache der eigentlichen Blütezeit, […]. Es ist ein Buch, wie wir es dringend brauchten und im ersten Wurf kaum besser erwarten durften. […]." – Edward Schröder in: Hansische Geschichtsblätter 20 (1914), S. 385–387.

"[…] Ag. Laschs Buch, ausgestattet mit den Ergebnissen der niederdeutschen Dialektforschung, aufgebaut auf dem festen Untergrund datierter Wortformen aus Urkunden, haucht dem spröden, allzu gleich gekleideten Stoff der mnd. Schrift- und Stammessprachen Leben ein. Es ist eine Lust, sich von jetzt an mit der mnd. Sprache zu befassen. Was so viele mundartliche Darstellungen in der Vergangenheit nachgewiesen hatten, das mußte doch ein ganz annehmbares Bild von der mnd. Sprachgeschichte geben! Daß Ag. Lasch all die großen und kleinen Funde, die Vermutungen und Bedenken zusammengetragen und prüfend und wägend die Überlieferung nach Spuren der noch lebenden oder für früher erschlossenen Lautgesetze durchmustert hat, das danken wir ihr aufrichtig." – H. Teuchert in: Zeitschrift für Deutsche Mundarten 11 (1916), S. 194–199.


 
 
 
Letzte Änderung: 07.06.2014